Author: Christoph Amthor

Bücher

Bücher verkaufen oder behalten?

Über die Jahre habe ich eine durchaus beachtliche Anzahl von Büchern angesammelt, die zwar nicht mit vielen Bibliotheken anderer Leute mithalten können, sich aber doch zumindest bei jedem Umzug bemerkbar machen. Gerade die Umzüge haben – neben finanziellen Erwägungen – meine Buchkäufe stark gedämpft. Eine Zeitlang habe ich mich mehr aus Bibliotheken versorgt, aber gerade im Ausland ist es oft schwierig, an gute deutschsprachige Bücher heranzukommen. Die fremdsprachige Lektüre ist oft etwas mühsam und erscheint mir auch seltsam, wenn das Original eigentlich auf Deutsch erschienen ist. Eine moderne Alternative besteht darin, dass man Bücher nur noch digital liest. Das ist zwar praktisch, vor allem im Zug oder wenn man mit kleinem Gepäck auf Reisen ist, aber es geht auch ein wichtiger haptischer und ästhetischer Aspekt verloren. Digitale Daten haben zudem die Tendenz schnell zu verschleißen – sei es, weil alte optische oder magnetische Träger zunehmend Fehler aufweisen, weil ein Online-Account erlischt oder weil alte Datenträger einfach nicht mehr kompatibel sind. Bei einigen Büchern ist es klar, dass ich mich nicht von ihnen trennen will. Dann …

Warum mache ich Budo?

Es gibt Seminare, auf denen sich deutlich Unterschiede in den verschiedenen Motivationen feststellen lassen, warum die Teilnehmer Budo1 machen. In vielen, vielleicht sogar den meisten Budo-Arten lässt sich nicht erwarten, dass sich diese Techniken einmal in der realen Welt einsetzen lassen. Viele von ihnen gehen von einem Kampf mit einem japanischen Schwert oder ähnlichen Waffen aus. Das ist heute nicht ganz realistisch, und so wie ich die meisten Teilnehmer einschätze, sind sie im allgemeinen auch ganz froh darüber. Bei vielen Leuten habe ich das Gefühl, dass sie sich in so eine Art “Softie Samurai”-Rolle hineinträumen, wo sie sich eine Weile stark fühlen dürfen, um dann nach drei Stunden wieder in die Couch sinken zu dürfen. Vielen geht es um das Treffen mit Anderen oder um eine sportliche Betätigung, die sehr viel Geist mit einschließt. Hin und wieder treffe ich auf jemanden, der Budo offenbar als eine Ansammlung von Techniken betrachtet, in der man unentwegt Fehler beseitigt – je mehr, desto besser. Es liegt in der Natur der Sache, dass man nie damit fertig sein wird. …

WordCamp Prag 2018

Eindrücke vom WordCamp in Prag

Wann ich mit WordPress angefangen habe, weiß ich nicht mehr. Mein erster Beitrag hier stammt von 2008. Seit fast 6 Jahren biete ich Plugins an. Mit WordPress habe ich seit vielen Jahren beinahe täglich zu tun. Angesichts des Stellenwertes von WordPress in meinem gegenwärtigen Leben wundert es mich, dass ich bislang nie auf einem WordCamp gewesen bin. Nun schließlich war es so weit: mein erstes WordCamp! Nachdem ich als Teilnehmer schon BarCamp und als Sprecher TechCamp kennengelernt hatte, bin ich an das Prager WordCamp natürlich mit bestimmten Erwartungen herangegangen. Was ist nun daraus geworden? Erinnerungen an die Uni Insgesamt war es eine schöne und lohnende Erfahrung. Die Leute dort sind nett, und ihre Begeisterung kommt überall herüber. Es gibt keine Dünkel von Experten gegenüber Neulingen, und niemand blamiert sich mit einfachen Fragen. Ich fand es überraschend, dass die Präsentationen alle den Charakter von Lehrveranstaltungen hatten – passend zum Veranstaltungsort, nämlich einer ökonomischen Hochschule. Die Wissensvermittlung stand immer im Vordergrund. Ich hätte eigentlich eher impuls- oder richtungsgebende Vorträge erwartet, Blicke auf die Gesamtentwicklung, und eher visionäre …

Gedanken nach der Wiederwahl des Unwählbaren

Man muss nicht mit allen Positionen von Václav Havel übereinstimmen, aber ohne Zweifel steht er für einen Abschied der damaligen Tschechoslowakei vom Eisernen Vorhang und für eine Stärkung der Zivilgesellschaft, in der Annahme dass die Bürger mündig genug seien, um Verantwortung übernehmen zu können. Seitdem hat sich das Land langsam empor gearbeitet, auch durch Krisen hindurch. Momentan geht es ihm so gut wie kaum zuvor, und man lebt hier so sicher und in Frieden mit den Nachbarn wie selten in der Geschichte der Region. Tschechien scheint seinem nationalen Ziel von einem Märchenland so nahe gekommen zu sein wie nie zuvor. Ich lebe hier seit nunmehr 15 Jahren. Ich bin mit einer guten Portion Naivität, Abenteuerlust und Mittel-/Osteuropa-Verklärung gekommen, und ich habe es nach einem ersten, ernüchternden Jahr in den 90ern später noch einmal etwas pragmatischer versucht. Es fanden sich Jobs, Wohnungen, und sogar eine Ehefrau, die aber nicht ursprünglich von hier war. Es gab jedoch nie einen Grund, weshalb ich gerade hier wohnen sollte. Tschechien war immer ein schönes Reiseziel für Kurzurlaube, um mal alles …

Photo by PIRO4D (Pixabay)

Definition von Zuhause

Zuhause ist dort, wo man sich nicht sagen lassen muss: Wenn es dir nicht gefällt, dann kannst du ja gehen.   Diese Definition ist mir gerade eingefallen. Sie ist sicher nicht erschöpfend, aber sie steht neben zwei weiteren, die ich sehr treffend finde:   Zuhause ist dort, wo man sich nicht erklären muss.   – vielleicht die bekannteste und treffendste Definition.   Zuhause ist dort, wo man sich am meisten über die Politik ärgert.   – eine Weisheit von meiner Großmutter.   Zum Teil sind die Ergebnisse dieser Definitionen mehrdeutig oder widersprüchlich. Aber darin besteht eben auch ihre Stärke, dass sie nichts reduzieren. Die Suche nach weiteren Definitionen geht natürlich weiter.   Photo by PIRO4D (Pixabay)

Eine kurze Betrachtung des Fremden in Prag

Prag. Wenn ich über Prag nachdenke, muss ich zuerst eine dicke Schicht an Kitsch beiseite schieben, die von wohlmeinenden Besuchern, Suchenden nach einer heilen Welt auf Böhmisch, und auch den Einheimischen in einer erfolgreichen Selbststilisierung angereichert wurde. Wenn man Bier, Knödeln, Weihnachtsmärkten und einer etwas verschrobene Lebensart, ähnlich dem bayerischen “Mir san mir”, eine Absage erteilt, hat man sich schon überall Feinde gemacht. Böhmen ist so eine Art unantastbares Elysium. Prag ist eine Großstadt, Hauptstadt, Metropole. Daran will ich es messen, nicht an Švejk-Bierstuben und den ewigen Promofotos von der Burg im Morgendunst, Idylle über Idylle, und alles ist nicht nur schön, es ist das Schönste der Welt, wie auch das tschechische Bier das beste Bier der Welt sein muss, sonst ist alles verloren. Mir geht es gar nicht darum, irgendwelche Ranglisten umzustoßen, sondern einfach diese Notwendigkeit, die Nummer Eins zu sein, und zwar die Nummer Eins als Dogma. Da wird nichts Anderes probiert, da wird auch nicht die alternative Meinung willkommen geheißen, weil sie von einer Vielfalt zeugt und von der Bevorzugung der Menschen …

Takemori Sensei, Berlin 2017

Zurück zu den Kihon in Aikido

Kürzlich hatte ich das erste Mal die Gelegenheit gehabt, an einem Seminar von Takemori Sensei teilzunehmen. Als langjähriger Uke von Nishio Sensei konnte er reichhaltige Erfahrungen aus erster Hand und zudem viel Hintergrundwissen bieten, an das man in Europa sonst nicht so leicht herankommt.