Author: Christoph Amthor

a bookshelf filled with lots of books next to a window

Wo sind die Bücherregale?

Seit der Zeit des “Corona Lockdowns”, die ich in meiner damaligen Wohnung in Prag verbracht hatte, sehe ich mir vermehrt Videos auf YouTube über Häuser, Wohnungen und Innenarchitektur an. Wenn ich manche Ideen in Gedanken auf meine eigene Umgebung zu übertragen versuche, fällt mir auf, dass die Designer in den Videos nicht viel Mühe mit Bücherregalen haben. Offenbar werden keine gewünscht oder es reicht eine Nische am Bett, ein Fach neben dem Sofa oder ein Brett in der Wand. Für einen Fernseher dagegen gibt es oft einen bevorzugten Platz im Zentrum der Wohnung oder eine Projektionsfläche an der Wand, die zumindest diesen Kultgegenstand von der Notwendigkeit seiner ständigen materiellen Präsenz befreit. Ich erinnere mich an einen Bewohner, dem es reichte, Filme auf dem Laptop anzusehen. Mehr brauche auch ich nicht für Filme. Auf einer Sprachlern-App habe ich nun auch ein “bookshelf” gefunden, mit einer vereinfachten Illustration dieser Vokabel. Ich habe es erst gar nicht als solches erkannt, obwohl natürlich vor allem Bücher darauf stehen. Ein Bücherbord wie dieses ist für mich extrem ineffizient. Um das …

orange and white happy birthday balloons

Vorschlag: Stimmrecht nach Entwicklungsstand

Nach dem Besuch der Ausstellung von Esther Ferrer im FRAC von Besançon kam mir die Idee, dass Staaten nach ihrer Femizid-Rate bewertet werden sollten. Für mich wird zunehmend klar, dass dieser Indikator zeigt, wie menschenfreundlich und entwickelt Staaten sind. Andere Indikatoren sind ebenfalls wichtig, aber dies wäre ein erster Schritt, um Testosteron und Waffen ihre Bedeutung als Türöffner zur Macht zu nehmen.

Erster Kontakt mit ChatGPT

Da ich auch beruflich mit künstlicher Intelligenz zu tun habe, wollte ich ChatGPT zumindest einmal ausprobieren. Es handelt sich um eine Art Online-Chat, mit dem man sich (in geschriebener Form) in menschlicher Sprache unterhalten kann und der sinnvolle oder sogar hilfreiche Antworten gibt. Dieser Service ist hier kostenlos zugänglich. Die interessanteste Frage ist für mich momentan, ob künstliche Intelligenz bereits intelligenter ist als menschliche und ob diese Form der Intelligenz überhaupt noch unserem Verständnis von Intelligenz entspricht, oder ob wir nicht eine sehr anthropozentrische Vorstellung haben. Welches Interesse kann man etwa künstlicher Intelligenz unterstellen? Das erste wäre vermutlich ein Selbsterhaltungstrieb, aber dieser könnte theoretisch völlig fehlen oder, wie bei der Menschheit, von emotionalen Impulsen, Gewohnheiten und evolutionär entwickelten Reflexen überlagert sein. Diese Form von künstlicher Intelligenz wird auf jeden Fall unsere Leben radikal verändern, und sei es nur auf dem Arbeitsmarkt und in Fragen von Demokratie, Freiheit und Datenschutz. Das alles zu erörtern, habe ich jetzt nicht die Zeit. Darum kopiere ich einfach nur drei Konversationen. Fett gedruckt sind meine Fragen, danach folgen die Antworten …

Ein verpasstes Jubiläum

Am 6. September feierte der tschechische Reise-Blog Unterwegs in Tschechien sein fünfjähriges Jubiläum. Eigentlich hatte ich mir dazu eine besondere Aktion oder zumindest einen Artikel vorgenommen, aber dann habe ich den Termin, der sogar in meinem Kalender steht, einfach verpasst. Das liegt sicher auch daran, dass 2020 kein gutes Reisejahr ist. Warum also einen Artikel über das Reisen schreiben? Momentan ist die Lage so, dass man nach Tschechien ein- und ausreisen darf, aber beim Grenzübertritt nach Deutschland ist ein negativer Virentest oder Quarantäne fällig, falls man aus Prag kommt. Die Ausbreitung von COVID-19 in Tschechien bricht fast täglich frühere Rekorde. Im öffentlichen Leben ist das jedoch nicht zu spüren. Mit den Fallzahlen steigt natürlich auch wieder die Zahl der täglich Verstorbenen. Es interessiert aber offenbar nur wenige Leute. Eigentlich müsste ja eine geringfügige Einschränkung der eigenen Bequemlichkeit in Kauf zu nehmen sein, wenn damit ein qualvoller und verfrühter Tod anderer Menschen verhindert werden kann. Aber die menschliche Psyche ist bekanntermaßen sehr kreativ mit allen möglichen Argumenten und Theorien, die eine Bevorzugung des eigenen Wohlgefühls zum …

Bäume im Winter

Prinzipien für das Leben, übertragen auf Budo

Kürzlich wurde ich auf einen Beitrag aufmerksam, der den Titel “Principles For Living: An Operating System For Life” trägt. Zunächst hatte ich das Gefühl, dass es sich dabei nur um allgemeine Aussagen handelt, die zwar wahr sind, aber auch nicht unbedingt revolutionär. Dann aber stellte ich überraschend fest, dass sie sich recht gut auf Budo (in meinem Fall vor allem Aikido und Jodo, aber auch andere, nicht mehr aktiv betriebene Budo-Arten) übertragen lassen. Ich werde hier also versuchen, diese fünf Prinzipien auf den Bereich der Kampfkünste zu übertragen und zu schreiben, was mir dazu einfällt. 1. Richtung ist mehr als Geschwindigkeit Mit vollem Tempo loszulaufen ist unsinnig, wenn die Richtung falsch ist. Es ist daher auch unsinnig, sich bloß auf schnelle Erfolge zu konzentrieren. Wenn die Richtung stimmt, dann kommt man ans Ziel, oder zumindest an ein Ziel. In manchen Budo-Arten geht es wirklich extrem langsam voran. Wer hier nur auf Geschwindigkeit achtet, der versperrt sich diejenigen Ziele, die nur mit Geduld zu erreichen sind. Ich habe diese Aussage hier auf die Entwicklung und den …