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black and brown wooden chair near green potted plant during daytime

Ein paar Gedanken zu einem selbstbestimmten Umgang mit neuer Technologie

Die Idee zu diesem Text ist mir kürzlich gekommen, weil ich viele Personen kenne, die der Entwicklung und Verbreitung von Künstlicher Intelligenz sehr skeptisch gegenüber stehen, dabei aber wenig Möglichkeiten sehen, überhaupt Einfluss zu nehmen. Die ungeheure Macht dieser neuen Technologie steht der immensen Machtlosigkeit großer Teile der Bevölkerung gegenüber, denen es nicht gegeben ist, zu entscheiden, welche Rolle sie in ihrem Leben spielt. Statt jetzt Argumente des Für und Wider durchzugehen, wofür ich nicht qualifiziert bin, habe ich mir überlegt, ob es nicht allgemeine Ansätze gibt, wie man mit neuen Technologien umgehen kann, die einem nicht geheuer sind. Denn grundsätzlich ist diese Erscheinung nicht neu und sie wird mit KI auch nicht enden. Mir ist dabei ein Verein eingefallen, der mit Freiwilligen ein Café in einem Bergdorf betreibt. Veranstaltungshinweise werden per Newsletter verschickt. Wer vor Ort lebt, braucht aber weder Internet noch Smartphone. Vom Internet wird also nur derjenige Teil verwendet, der einen zusätzlichen Nutzen bringt. Es gibt weder Chats noch Online-Meetups, weder Online-Essens- oder Kaffeebestellungen oder Reservierungen, und vielleicht existiert auch die Mitgliederliste …

Mitaki 2018, Christoph Amthor

Magisches Mitaki

Die Tempelanlage Mitaki in Hiroshima verfehlt niemals seine Wirkung. Diesmal im November verfärbten sich die Blätter bereits von grün nach rot. Jenseits des höchsten Wasserfalls führt ein Pfad über einen kleinen Staudamm hinweg in einen Bambushain. Der Weg schlängelt sich eine ganze Weile bergan. Nur gut, dass es nicht sehr heiß war. Wir sind nicht ganz bis zum Gipfel des Berges Mitaki gegangen. Irgendwo sah man den nächsten Ortsteil, und hier war Mitaki für uns eigentlich schon zu Ende. Also sind wir wieder hinab gestiegen. Anschließend waren wir wieder in dem Café oberhalb des Karpfenteichs, wo wir Warabimochi aßen. Ein kleiner japanischer Junge brach laut in Tränen aus und wurde hinaus geführt, als die Bedienung den Eltern erklärt hatte, dass heute nicht viele Karpfen zu sehen seien. Ich hätte eher geweint, wenn es keinen Kaffee mehr gegeben hätte. Verschiedene Kulturen, verschiedene Präferenzen. (Images in this post are copyright protected.)

Eine kurze Betrachtung des Fremden in Prag

Prag. Wenn ich über Prag nachdenke, muss ich zuerst eine dicke Schicht an Kitsch beiseite schieben, die von wohlmeinenden Besuchern, Suchenden nach einer heilen Welt auf Böhmisch, und auch den Einheimischen in einer erfolgreichen Selbststilisierung angereichert wurde. Wenn man Bier, Knödeln, Weihnachtsmärkten und einer etwas verschrobene Lebensart, ähnlich dem bayerischen “Mir san mir”, eine Absage erteilt, hat man sich schon überall Feinde gemacht. Böhmen ist so eine Art unantastbares Elysium. Prag ist eine Großstadt, Hauptstadt, Metropole. Daran will ich es messen, nicht an Švejk-Bierstuben und den ewigen Promofotos von der Burg im Morgendunst, Idylle über Idylle, und alles ist nicht nur schön, es ist das Schönste der Welt, wie auch das tschechische Bier das beste Bier der Welt sein muss, sonst ist alles verloren. Mir geht es gar nicht darum, irgendwelche Ranglisten umzustoßen, sondern einfach diese Notwendigkeit, die Nummer Eins zu sein, und zwar die Nummer Eins als Dogma. Da wird nichts Anderes probiert, da wird auch nicht die alternative Meinung willkommen geheißen, weil sie von einer Vielfalt zeugt und von der Bevorzugung der Menschen …